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Statements

T-Shirt mit Motiv "Mutter und Tochter", Vorder- und Rückseite bedruckt

Das Bild auf dem T-Shirt ist nach Modell gemalt. Die Bildkomposition war hochanspruchsvoll. Viele Ansätze wurden getestet, wenige erreichten das Ziel.
Für die beiden Modelle war es eine hochkomplizierte Aufgabe eine solche Haltung zu entwickeln und außerdem die zugehörige Ausdruckskraft in den Gesichtern zu erzeugen. Schutzspendend und schutzsuchend war das Ziel.
Die Körper sind mit handgemahlen Kohlenstaub getönt. Das Bild ist mit Acryl auf Büttenkarton gemalt.

Als Textildruck auf Etsy vorhanden:
https://www.etsy.com/de/listing/1691800532/unisex-ultra-cotton-tee-popart-klimt


T-Shirts, Sweatshirts, Hoodis,...

-----------Zeichnung----------------------->--------Design------------------------>----------Textildruck ----------

Aus einer Zeichnung oder Malerei wird ein wirksamer Bildausschnitt gewählt, daraus ein neues Design entwickelt. Es wird per Textildruck auf T-Shirts, Sweatshirts, Hoodis, Tassen… gedruckt.
Zu finden sind diese Dinge auf meinem Esty Shop:
https://www.etsy.com/de/listing/1620150588/unisex-college-hoodie-pop-art-unique?click_key=71ff2475f042aae8fcca3883b72d4c45fd9fe051%3A1620150588&click_sum=51ed6deb&ref=shop_home_active_27


High lights

Gunter Langer, Porträt Frau, Kohlezeichnung

Die Kohlezeichnung ist mit einem dicken Stück Kohle gemacht. Die Binnenzeichnung mit einem dünnem Ästchen. Jede Linie ist kraftvoll nur einmalig und ohne Vorzeichnung gezogen.
Die Züge des Modells sind in der Phantasie in ein abstraktes Abbild gewandelt. Nach diesem Abbild sind die Linien gezogen.

Als Textildruck im Etsy-Shop Gunter Langer vorhanden:
https://www.etsy.com/de/listing/1592114360/unisex-crew-neck-sweatshirt-eu-line-art?click_key=223a9aa825ae6f76087a5f4353155f711e0d09ed%3A1592114360&click_sum=4a952dea&ref=shop_home_active_31


Gunter Langer, Frau, liegend, Acryl Malerei

Das Bild ist nach Modell gemalt. Das Modell ist perfekt, es besitzt die Fähigkeit ausdrucksstarke Haltungen selbst erfinden. Ein Eingriff des Künstlers in diesen Prozess würde sofort die emotionale Wirkung zerstören.
Um die Fähigkeit zu erlangen, derartige Kompositionen zu erfinden, sind mehrere Jahre Erfahrung notwendig.
Besondere Schwierigkeit: Die emotionale Wirkung des Gesichts muss mit der Ausstrahlung des Körpers übereinstimmen.

Als Textildruck auf Etsy vorhanden:
https://www.etsy.com/de/listing/1606127621/unisex-heavy-blend-hooded-sweatshirt?click_key=2c7d882bfc87ba9250cded4f066a4e834d30beee%3A1606127621&click_sum=9f8c297a&ref=shop_home_active_268


Gunter Langer, Porträt Frau, Acryl Wasserfarbe Bleistift

Die Zeichnung wurde auf dem Papier Nostalgie, A2, 190 g/qm von Hahnemüle mit einem Wachspastellstift schwarz von CARAN D’ ACHE ausgeführt.
Jeder Strich ist nur einmal mit fester kraftvoller Hand gezogen. Das erfordert eine hohe Konzentration.
Begonnen habe ich mit dem Auge rechts im Bild. Das kann man an den anfangs entstehenden dünneren Linien erkennen.
Es sind abstrakte Linienstrukturen enthalten (Olaf Stoy bezeichnet das als Arabesken) wie der Schlüsselbein Linienzug. Auch die Frisur folget diesem Prinzip.
Die mit trockenem Pinsel auf der Haut erzeugten rotvioletten Strukturen sind ebenfalls Arabesken.


Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Malerei

Ziel der Arbeit war emotionale Ausdruckskraft in Körper und Gesicht zu erzeugen. Gesicht und Körper bilden einen emotionalen Zusammenhang. Die Farbhaltung in sanften komplementären Tönen ohne wesentlichen Grauanteil jedoch im groben Farbauftrag mit großen Pinseln. In der Mitte mit rotem lebendigen Signal als Gegenpol zum Gesicht.

Auch im Etsy Shop auf T-Shirts:

https://www.etsy.com/de/listing/1647188497/unisex-softstyle-t-shirt-figurativ-pop?click_key=1d70d85c83241a3391e9be84b405608c6e7455c0%3A1647188497&click_sum=070ea044&ref=shop_home_active_1


Gunter Langer, Akt Frau, kniend, Acryl Wasserfarbe Bleistift

Kniende harmonische Figur. Emotionaler Körper und Gesichtsausdruck. Gesicht und Körper bilden eine emotionale Formation. Kadmiumrot und Preußischblau bilden eine komplementäre Einheit. Die sanften Tone sind mit groben Pinselstrichen transparent gemalt und vermischen sich nicht zu Grau,


Gunter Langer, Akt Frau, kniend, Acryl Wasserfarbe Bleistift

Die kniende Figur verfolgt eine ähnliche Strategie wie die Figur oben. Sie ist im Gegensatz von sanfter Zurückhaltung geprägt.
Die darunterliegende Zeichnung ist wie üblich einmalig kraftvoll nur mit einer Linie gezogen. Das ist Voraussetzung für ein lebendig wirkendes Bild.


Gunter Langer, Frau, liegend, Bleistiftzeichnung

Die Zeichnung ist mit Bleistift auf Chinapapier gezeichnet. Auf Chinapapier entstehen mit Bleistift unglaublich sanfte Linien. Hier ist jede Linie nur einmal mit Kraft gezogen. Ich fange irgendwo an das Puzzlespiel zu starten. Am Mund oder an einem Auge. Alles muss von vornherein passen!!!
Die stoffliche Struktur des Kleides ist eine Herausforderung.

Auch im Etsy Shop:
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Gunter Langer, Frau, sitzend, Gouache Wasserfarbe Bleistift

Acrylmalerei auf Hahnemühle Aquarell Bütten 600g/qm in Grün und Rot.
Das Papier ist weich und saugfähig, es gelingt mit Acrylfarbe durchbrochene Farbschichten zu erzeugen in denen das Papier gesprenkelt hervortritt.
Die Linien sind Kraftvoll und Ausdrucksstark mit einem schwarzem Stift gezogen. Sie treten auch unter den transparenten Farbschichten hervor. Der Farbauftrag ist expressiv mit einem großen Pinsel aufgelegt. Es ist Disziplin erforderlich um die transparenten komplementären Farben auf dem Papier getrennt zu halten. Die Vorhergehende Planung ist endscheidend. Dort wo Dunkelheit ist, sind die Komplementären transparenten Farben übereinander gemalt.

Auch im Etsy Shop:
https://www.etsy.com/de/listing/1632947652/unisex-jersey-short-sleeve-tee-jung?click_key=44f34eea673fd8b5ed86575c9409ffe8c0d2d4bb%3A1632947652&click_sum=c663285d&ref=shop_home_active_1


Gunter Langer, Weiblicher Akt, kniend, Zeichnung

Diese Zeichnung ist mit kurz gefassten Bleistift und festem kraftvollen Griff gemacht. Jede Linie ist nur einmal gezogen. Je größer das Format um so schwieriger wird eine gute Linienführung. Die übliche Grenze liegt bei einer Blattgroße von < 40 cm. Das verwendete Blatt liegt jedoch bei 60 cm, also ist es nahezu unmöglich eine solche Zeichnung mit einmaligen Linienzug zu machen. Mann erkennt auf dem Blatt zwei fehlgeleitete und danach wegradierte Linien:

  1. Linke Schulter und Oberarm
  2. Linke Brust

Bedingungen eines Bildes – Bewegung, Ausdruck und Modell im Werk von Gunter Langer

Ivo Krys

Fertige Kunstwerke werden nicht selten ohne den Aufwand betrachtet der hinter ihrer Erzeugung steckt. Von der Beschaffung des Materials, den Bedingungen oder der Zeit, die in das Werk investiert wird, erzählen die Ergebnisse so gut wie nie. Das fertige Werk steht für sich und erzählt ganz neue Geschichten, als von der eigenen Entstehung zu berichten, die bei den meisten Kunstwerken sowieso eher nebensächlich ist. Denn zumeist geht es um das Werk, welches sich eh viel besser verkaufen lässt als die Entstehung, die ja lediglich einen Prozess darstellt. Und weil das Werk sich zur eigenen Entstehung in Schweigen hüllt wird der Künstler oder die Künstlerin zur Entstehung befragt, wobei dann eher die Materialfragen im Vordergrund stehen. Wer aber fragt heute noch danach, wie lange ein Modell wohl ausharren musste, damit der Künstler oder die Künstlerin es so abbilden konnte? Gab es überhaupt ein Modell? Welche Vorbereitungen benötigt es, damit, gerade beim Darstellen von Posen und Bewegungen, überzeugende Bilder entstehen?
Der deutsche und nahe Dresden lebende Künstler Gunter Langer geht in seinem Schaffen diesen Fragen nach. Selbstkritisch vergleicht er dabei die eigenen Arbeiten mit Werken, welche den Körper als Bewegungsapparat behandeln, auch wenn nicht immer die Bewegung per se im Vordergrund steht. Das Momenthafte ist für Langer von besonderem Interesse. Momentaufnahmen mit der Kamera haben für ihn nichts rasches, kurzlebiges, sondern etwas dauerhaftes. Seine Fotografien, die im Vorfeld entstehen, behandelt er wie Skizzen, die sorgsam aufbewahrt und archiviert werden. Langer verleiht einer Bewegung, oder dem Ausdruck des Gesichtes, eine Dauer, welche mit Glaubwürdigkeit überzeugt. Der Ausdruck transportiert hierbei die Emotion, welche den Betrachter affizieren soll. Blickfang durch den Augenblick. Um einen glaubwürdigen Ausdruck zu erreichen, arbeitet Langer – wenn möglich – jahrelang mit seinen Modellen zusammen. Anhand von etlichen Beispielen aus der Kunstgeschichte analysiert er mit seinen Modellen Körperhaltungen und Kompositionen. So ist das Bewegungstraining – ähnlich wie beim Tanz – für die Bildentstehung eine für Langer notwendige Voraussetzung. So soll zwar eine schlussendliche Haltung entstehen, diese aber soll nicht den Eindruck vermitteln, die Bewegung wäre zum Erliegen gekommen. Vielmehr soll das Moment der Haltung einen gewissen Eindruck von Zufälligkeit vermitteln, der in seiner Halbverfügbarkeit allerdings nicht mehr Zufall, sondern nun Kunstwerk ist. Daher sind völlig Zusammengebastelte Körperhaltungen für Gunter Langer ein Graus, da diesen nichts Lebendiges innewohnt. Langer legt viel Augenmerk auf eine natürlich, lebendig wirkende Körperhaltung, die den Eindruck erzeugt, die Bewegung setze sich fort. Immer am lebenden Modell zu bleiben ist für ihn elementar. Immer wieder werden Bewegungen durchgespielt, wiederholt und mit der Fotokamera festgehalten. Dabei greift Langer nicht ein, lässt das Modell sich frei bewegen und bespricht mit diesem erst im Nachhinein, was verbessert werden sollte, damit der emotionale Ausdruck der Haltung ganz zur Geltung kommt. Diese Zusammenarbeit bildet die Voraussetzung für Langers Bilderzeugnisse und deren Ausdrucksgehalt, wobei wirklich wirkender Zufall und Körperhaltungskenntnisse die Rahmenbedingung bilden.
Das Modell ist stets das Andere, welches in Erscheinung tritt und das sich dem Künstler gegenübergestellt. In seiner Beschäftigung mit dem Anderen generiert Gunter Langer seinen Weltbezug, welcher in seinen Werken stets mitschwingt. Die oder der Andere ist immer Hauptakteur. Bei ihm oder ihr wird verweilt und zugehört. Langers Blick stellt sich unterschiedlichen Voraussetzungen und Gegebenheiten: seien es Modeerscheinungen, Körpereigenheiten oder Charaktereigenschaften, die das äußere Erscheinungsbild mitgestalten. Die direkte Vorarbeit mit dem Modell setzt die Auseinandersetzung mit dem Motiv in eine ambige Beziehung von Offen- und Geschlossenheit. Was der Künstler sieht, was das Modell preisgibt, bedeutet diese ambige Beziehung. Daher werden die bewegten Haltungen zu Langers eigener Bildsprache. Es gilt dabei allerdings die Möglichkeiten der Bewegungen genau zu kennen und zu verstehen. Nur so können immer neue Kompositionen erfunden werden. Denn: „Kunst ist Erfindung.“, wie Langer auf seiner Homepage schreibt.


Gunter Langer, Frau, hockend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Malerei

Abb. 1: „Nah bei dir“, Acryl auf Büttenpapier, 66 x 102 cm, 2022
Abb. 2: „Stummer Blick, Acryl auf Büttenpapier, 66 x 102 cm, 2022

Dass nicht jede Bewegung gleich an Ausdruckswirkung ist wird am Beispiel „Nah bei dir“ (Abb. 1) deutlich, dem das Werk „Stummer Blick“ (Abb. 2) gegenübergestellt ist. An den beiden Beispielen wird die Dynamik sichtbar, die Offen- und Geschlossenheit, Stille und Bewegung in solchen Komposition annehmen können. In „Nah bei dir“ wendet die Figur ihren Blick ab und sieht zu Boden, den Betrachter ganz ignorierend und spricht diesen dennoch an, denn dem leuchtenden Orange der Kleidung und der Haare, kann man sich nicht entziehen. Die Farbe ist eine Aktivfarbe, ein Achtung!, das den Blick des Betrachters nicht ohne weiteres gehen lässt. Obwohl abgewandt und für sich nachdenkend, verbirgt sie nicht ihren emotionalen Zustand. Doch die verschlossen-fragile Haltung der Figur ist nicht starr oder in sich gekehrt. Eher lässt ihre Haltung darauf schließen, dass sie nicht mehr lange in dieser Position verharren kann und sich gleich erheben muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. So oder so, ob sie fällt oder sich erhebt, wird sich im nächsten Moment ihre Haltung öffnen und ihren emotionalen Zustand neu definieren. Von dieser Unbeständigkeit der Haltung ist die Sitzende in „Stummer Blick“ nicht betroffen. Sie hat alle Zeit der Welt. Sie ist nicht fragil, ihre Haltung ist nicht bedroht gleich in sich zusammenzufallen. Ihr Zustand ist stabil. Ihr Blick hält sich am Betrachter fest, hält allem Stand, was da auch kommen möge. Die Bewegung ist erstarrt zugunsten ihres Blicks, denn eine Notwendigkeit zur Bewegung besteht bei ihr nicht unbedingt. Man könnte sogar meinen, sie wartet ab, was ihr Gegenüber als nächstes tut. Doch vorerst hält sie dem Blickwechsel unentwegt stand, da sie diesen für alle Zeit aushalten kann. In ihrer Dauer ist sie den Betrachtern überlegen, da sie es in jedem Fall gewinnt, das Spiel: wer zuerst blinzelt der verliert. Sie lässt die Vorstellungen des Betrachters, in einem endlosen Wechselspiel des Blickens, ohne die Aussicht auf Bewegung, verstummen. Hier ist die Stille des Blicks bedeutend. Das Warten wird zur ästhetischen Erfahrung.
Die Beispiele veranschaulichen, welche wichtige Bedeutung Langer dem Ausdruck einer bestimmten Haltung beimisst. In unzähligen Zeichnungen (Abb. 3) kommen seine Bemühungen zutragen, den Moment des Ausdrucks abzubilden, wobei die Linie dabei eine wichtige Rolle einnimmt, da sie nur einmal gezogen wird. Auch sie ist im Augenblick verhaftet. So holt Langer die Linien immer wieder hervor, wenn er sie zu sehr übermalt hat. Die Linie ist für ihn ein Ausdrucksträger. Gerade in abstrahierten Werken sind Linie und Haltung aufeinander angewiesen. Die Leichtigkeit der Haltung verbindet sich mit der Leichtigkeit der Linie. In dieser entsteht ein weiteres Wechselspiel zwischen offenem und geschlossenem Ausdruck, der gerade durch den Einsatz von Farbe noch gesteigert wird.


Dass nicht jede Bewegung gleich an Ausdruckswirkung ist wird am Beispiel „Nah bei dir“ (Abb. 1) deutlich, dem das Werk „Stummer Blick“ (Abb. 2) gegenübergestellt ist. An den beiden Beispielen wird die Dynamik sichtbar, die Offen- und Geschlossenheit, Stille und Bewegung in solchen Komposition annehmen können. In „Nah bei dir“ wendet die Figur ihren Blick ab und sieht zu Boden, den Betrachter ganz ignorierend und spricht diesen dennoch an, denn dem leuchtenden Orange der Kleidung und der Haare, kann man sich nicht entziehen. Die Farbe ist eine Aktivfarbe, ein Achtung!, das den Blick des Betrachters nicht ohne weiteres gehen lässt. Obwohl abgewandt und für sich nachdenkend, verbirgt sie nicht ihren emotionalen Zustand. Doch die verschlossen-fragile Haltung der Figur ist nicht starr oder in sich gekehrt. Eher lässt ihre Haltung darauf schließen, dass sie nicht mehr lange in dieser Position verharren kann und sich gleich erheben muss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. So oder so, ob sie fällt oder sich erhebt, wird sich im nächsten Moment ihre Haltung öffnen und ihren emotionalen Zustand neu definieren. Von dieser Unbeständigkeit der Haltung ist die Sitzende in „Stummer Blick“ nicht betroffen. Sie hat alle Zeit der Welt. Sie ist nicht fragil, ihre Haltung ist nicht bedroht gleich in sich zusammenzufallen. Ihr Zustand ist stabil. Ihr Blick hält sich am Betrachter fest, hält allem Stand, was da auch kommen möge. Die Bewegung ist erstarrt zugunsten ihres Blicks, denn eine Notwendigkeit zur Bewegung besteht bei ihr nicht unbedingt. Man könnte sogar meinen, sie wartet ab, was ihr Gegenüber als nächstes tut. Doch vorerst hält sie dem Blickwechsel unentwegt stand, da sie diesen für alle Zeit aushalten kann. In ihrer Dauer ist sie den Betrachtern überlegen, da sie es in jedem Fall gewinnt, das Spiel: wer zuerst blinzelt der verliert. Sie lässt die Vorstellungen des Betrachters, in einem endlosen Wechselspiel des Blickens, ohne die Aussicht auf Bewegung, verstummen. Hier ist die Stille des Blicks bedeutend. Das Warten wird zur ästhetischen Erfahrung.
Die Beispiele veranschaulichen, welche wichtige Bedeutung Langer dem Ausdruck einer bestimmten Haltung beimisst. In unzähligen Zeichnungen (Abb. 3) kommen seine Bemühungen zutragen, den Moment des Ausdrucks abzubilden, wobei die Linie dabei eine wichtige Rolle einnimmt, da sie nur einmal gezogen wird. Auch sie ist im Augenblick verhaftet. So holt Langer die Linien immer wieder hervor, wenn er sie zu sehr übermalt hat. Die Linie ist für ihn ein Ausdrucksträger. Gerade in abstrahierten Werken sind Linie und Haltung aufeinander angewiesen. Die Leichtigkeit der Haltung verbindet sich mit der Leichtigkeit der Linie. In dieser entsteht ein weiteres Wechselspiel zwischen offenem und geschlossenem Ausdruck, der gerade durch den Einsatz von Farbe noch gesteigert wird.


Gunter Langer,
Gunter Langer,
Gunter Langer,

Abb. 3: Diverse Zeichnungen, ca, 50 x 70 cm, 2022

Die Augen geschlossen und den Kopf leicht nach hinten geneigt, ihre Beine weit gespreizt, schwebt die Figur mit einigen seifenblasenähnlichen Objekten in einem grell-orangen Raum (Abb. 4). Der Körper der Figur wird von den Objekten, um sie herum, in der Farbwirkung unterstützt. Der bläuliche Schimmer der Objekte sowie der Figur kontrastiert das grelle Orange und verstärken den Eindruck einer ruhenden Haltung. Die Komposition aus Figur und Objekten erzeugt eine Tiefe, sie bilden gemeinsam den Raum. Ambig ist die Figur weil sie irritiert. Sie vermittelt nach außen Offenheit und wendet dennoch ihren Blick nach innen. Ihr weiß-blauschimmernder Körper wird zur Projektionsfläche für den Betrachter. Was stellt sie sich wohl gerade vor? Warum scheint sie so in sich gekehrt, wo sie doch so offen dasitzt? Ihre gespreizten Beine machen verlegen. Ihre geschlossenen Augen machen es unmöglich den Blickwechsel zu suchen. Sie sieht ja überhaupt nicht, dass wie sie angesehen wird. Den Blick können wir, die Betrachter, schweifen lassen, die Linien abfahren. Und doch bleibt da ein Rest, der sich nicht offenbaren will. Die geschlossenen Augen, die ruhige und offene Haltung, der Körper, der sich so freiwillig darbietet, das grelle, laute Orange und das kühle, ruhige Blau, alles irritiert und zieht gleichzeitig den Blick an. Das alles scheint die Sitzende nicht zu interessieren. Die lediglich angedeutete Schamregion verstärkt den Eindruck, dass doch nicht alles offenbar ist. Die Rollenverhältnisse lassen sich nicht abschließend bestimmen. Sind wir gar zur schwebenden Seifenblase geworden? Kann sie deshalb die Augen schließen, weil sie sich von uns nicht bedroht fühlt? Weil sich gewisse Verhältnisse umgekehrt haben? Der Dialog zwischen Offen- und Geschlossenheit, Subjekt und Objekt lässt „Die andere Welt“ wie ein Vexierbild erscheinen. Es spielt mit der Möglichkeit immer wieder einen anderen Gegensatz einzunehmen, der dann eine weitere Bedeutung mit sich bringt.


Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Malerei

Abb. 4: „Die andere Welt“, Acryl auf Karton, 56 x 76,5 cm, 2021

Mit unbändigem Eifer werden Gegensätze von Langer und seinem Modell in unterschiedliche Haltungen übersetzt. Haltungen, die das Offene zumeist unbescholten zur Schau stellen und es mit einer gewissen Geschlossenheit konterkarieren. Langer selbst spricht hier von der „Intuition der Extravaganz“, welche das Modell, das ein oder andere Mal, zu einer solchen Haltung bewegt und einen intensiven Ausdruck erzeugt. Dabei ist der Ausdruck geprägt von Harmonie und Dissonanz, eben jenem Unverfügbarem, das gerade die Aufmerksamkeit vertieft. Diese Intuition vergleicht Langer mit dem Ausdruckstanz, welcher ebenso dynamische und unplanmäßige – eben intuitive – Bewegungen hervorbringt und dadurch Intensität herstellt. Die Intuition seines Modells spornt Langer an. Hierin erkennt er das Potential ambiger Kontraste als denen sich interessante Kompositionen ergeben. Eben diese Spannung aus Mehrdeutigkeiten, ist es, die für ihn ein „interesseloses Wohlgefallen“, wie der Philosoph Emanuel Kant es nannte, hervorruft.
So bestimmt die Absicht auch sein mag, wie zahlreich die absichtlichen Versuche und die intensive Auseinandersetzung auch sein mögen, der Ausdruck lässt sich nicht vollständig kontrollieren. Aber gerade das Ambige, das Unklare macht den Ausdruck erst interessant. Langers Werke verschreiben sich der Sinnlichkeit des Moments, dem ein besonderer Ausdruck innewohnt. Die Werke wollen nicht belehren, sie wollen verführen, wollen Interesse am Anderen wecken.


Vom Ausdruck der Lebendigkeit – Gunter Langer zwischen Augenblicken, Bewegungen und Linienfluss

Gunter Langer, Akt Frau, stehend, Gouache Wasserfarbe Bleistift

Ivo Krys

Über lebende Künstler:innen zu schreiben ist immer eine dankbare Angelegenheit. Als Autor:in muss man nicht viel rumspekulieren, ob er oder sie dieses und jenes gekannt hat um sich zu inspirieren, sondern erfährt in persönlichen Interviews vieles über ihre Arbeitsweise und ihr Denken. Künstler:in und Autor:in arbeiten gemeinsam an einem Text.

Nachfolgend wird die künstlerische Auseinandersetzung mit Körper und Bewegung des Künstlers Gunter Langer vorgestellt, der 1950 geboren, dahingehend ein riesiges Œuvre angehäuft hat.
© Gunter Langer

Bild 1:Gunter Langer, „Im Rad“, Gouache, Wasserfarbe und Bleistift auf Büttenpapier, 56 x 76 cm, 2018.


Gunter Langer,

Bild: 2 Gunter Langer, „Römische Frau“, Acryl, Gouache und Bleistift auf Papier, 77 x 55,5 cm, 2019.

Ob nun die Bilder von Gunter Langer regungslos an der Wand hängen, oder seine Plastiken auf Sockeln verharren, haben die Motive dennoch das Moment der Bewegung inne. Die Bewegung ist – dem Medium geschuldet – im Bild zwar erstarrt, die Figur selbst wirkt allerdings gar nicht starr, da sie uns auffordert, ihre Bewegung zu Ende zu denken, oder wohlmöglich den Bewegungsanfang vorzustellen.

So setzt die Figur in uns etwas in Bewegung – aktiviert uns. Dieses Bewegende lässt sich unverkennbar an der Herangehensweise des Künstlers ausmachen, dem nicht daran gelegen ist – im schlimmsten Fall – lieblos eingeübte und reglose Posen abzubilden, die in ihrer Reglosigkeit darauf warten hoffentlich kunstvoll in Szene gesetzt zu werden.

Langer interessiert das Dazwischen, sprich, jener Moment inmitten der aufkommenden und erstarrten Bewegung – zwischen Noch-Nicht- und Vollendet-Sein. Darin liegt der Ausdruck der Lebendigkeit, welcher den Augenblick überhaupt erst spürbar lebendig macht. So ist gerade der menschliche Körper, mit seinen unzähligen Bewegungsmöglichkeiten für Langer besonders interessant.

Der menschliche Körper ermöglicht ihm nicht nur die Erfahrung, Bewegungen zu beobachten. Gerade die Bewegungseigenheit, die Weise, wie sich ein Individuum in bestimmten Situationen bewegt, entfaltet dessen Präsenz. Dieser Präsenz spürt Langer gezielt nach und bezeichnet sie mit den Mitteln seiner künstlerischen Übersetzung.
Kurze Momente der Bewegung

Es sind interaktiv-ephemere Momente zwischen Künstler und Modell – seinem Vorbild –, die immer wieder auf ihrem Höhepunkt zerfallen müssen, um dann wieder auf ein Neues zu entstehen, damit die Bewegung in ihrer Lebendigkeit vollends zur Geltung kommt. Trotz ihrer gezielten Wiederholungen sind es immer seltene Momente, die jedes Mal einzigartig sind.

Nur eine tiefe Erfahrung dieser Lebendigkeit, ein immer feineres Erspüren dieser Momente, ermöglicht die erfolgreiche Übersetzung in ein Kunstwerk, das sich einen Teil dieser Lebendigkeit zu Eigen macht. Nicht zuletzt liegt darin, so würde der Philosoph Markus Gabriel sagen, die Macht der Kunst. Aus Langers Sicht, soll das starr-einstudierte Posieren in den Hintergrund treten und Platz machen für das lebendig-spontane Moment, das der Präsenz des Modells überhaupt seinen einzigartigen Ausdruck verleiht; man würde auch sagen: überhaupt erst dessen unterschiedliche Charakterzüge ausformt und zum Vorschein bringt.

Dieses Zum-Vorschein-Bringen wird deutlich, betrachtet man Langers Herangehensweise, Kunstwerke hervorzubringen, genauer. Mit Hilfe der Fotokamera hält Langer diese flüchtigen Augenblicke fest. Die kurze Verschlusszeit der Kamera macht sichtbar, was dem bloßen Auge zumeist entgeht. Kurze Augenblicke, in denen das Modell unmerklich den Schleier lüftet, worunter sich der unverstellte Charakter zeigt, ehe sich dieser erneut hinter einer „gekonnten“ Pose versteckt.

Technische Hilfsmittel sind seit jeher eine Erweiterung des Künstlerblicks. In diesem Fall ermöglicht Langer die Fotokamera, mehrere Bilder in der Sekunde zu machen, womit er in der Lage ist, der Zeit ein Schnippchen zu schlagen. Mit ihr verkürzt er die Dauer der Beobachtung; sie ermöglicht ihm genau das sehen zu können, worauf es ihm ankommt.

Das aufgenommene Foto ist hierbei nur der erste Schritt, eine Skizze. Langer, als leidenschaftlicher Maler und Zeichner, verhindert mit seiner Fotoskizze die Erstarrung des Modells, die – würde Langer das Modell ihm gegenüberstehend zeichnen – irgendwann einsetzen würde. Aus eigener Erfahrung weiß er, die Dauer ist hier zu lange und verantwortlich dafür, jegliche Bewegungsspontanität zunichte zu machen.

Das technische Hilfsmittel verkürzt die Dauer. Zusammen mit den Modellen wertet Langer die Fotoskizzen aus und erarbeitet – falls nötig – mit ihnen gemeinsam Verbesserungen der Bewegungsabläufe. Aus den unzähligen Fotoskizzen werden schließlich nur jene ausgewählt, in denen der Ausdruck des Modells, dessen Bewegungsablauf und die Einzigartigkeit des Moments eine harmonische Einheit bilden.
© Gunter Langer


Gunter Langer, Akt Frau, kniend, Acryl Wasserfarbe Bleistift

Handlung ist Übersetzung und Übersetzung ist Handlung

Anhand der Fotoskizze – welche lediglich als Leitbild dient – entsteht im Atelier die Übersetzung in ein anderes Medium, das Langer neue Möglichkeiten an die Hand gibt. Überhaupt steht die Übersetzung – von einem Medium ins andere – für die eigentliche Künstlerhandlung: Die Beobachtung wird in ein Verinnerlichen, diese Verinnerlichung in eine Äußerung übersetzt.

Sichtbares und Unsichtbares, Aktives und Passives; ein Wechselspiel von Gegensätzen, die, durch ständige Verwandlung im anderen, immer wieder im Gegenpart entstehen. Dieses Wechselspiel, zwischen sichtbarer und unsichtbarer, passiver und aktiver Handlung, manifestiert sich bei Langer vor allem in seiner Linie. Sie ist die finale künstlerische Äußerung, die, in anderen Medien, weiteren künstlerischen Ausdruck ermöglicht.

Die mit der Hand gezogene Linie auf dem Papier ist Langers Leidenschaft. Die Verinnerlichung der Beobachtung – und das daraus im Geist entstandene Bild – ist ausschlaggebend dafür, dass die Linie frei durchgezogen werden kann, wobei aus einer Bewegung heraus immer gleich ganze Teile des Motivs entstehen. Starres Abzeichnen liegt daher fern: geht es Langer eben nicht um die bloße zeichnerische Kopie des Leitbilds; denn dieses leitet das geistige Bild nur an.
© Gunter Langer

Bild:3 Gunter Langer, „Im Spiel nichts neues“, Acryl, Wasserfarbe und Bleistift auf Chinapapier, 36 x 46 cm, 2019.

In der Verinnerlichung liegt die Leichtigkeit, die Linien vorab nicht zu zerdenken, somit ihre Spontanität und deren innewohnende Lockerheit und Lebendigkeit – quasi den Freiheitsanspruch der Linie per se – zu bewahren. Im Vorhaben, ein Bild zu schaffen, geht es Langer beim Linienziehen ebenso um den direkten Abgleich seiner Übersetzungsleistung, ob diese – durch seine konzentrierte Beobachtung – in der Zeichnung erfolgreich war, oder sich seine Hand auf dem Papier verirrt hat.

In der Zeichnung liegt die Möglichkeit, Voroder Leitbilder zu reduzieren, detaillierte Beobachtungen hervorzuheben, Informationen gezielt zu erweitern, wegzulassen und/ oder zu verfremden. Die Qualität der Übersetzungsleistung des Künstlers zeigt sich dann darin, die Lebendigkeit der Bewegung sowie den Ausdruck und die darin enthaltenen Charakterzüge des Modells in der künstlerischen Arbeit zu erhalten, ihnen lediglich eine neue Form zu geben, welche sich durch die Übersetzung, so oder so, nicht vermeiden ließe.

Langers Fotoskizze steht der klassisch-zeichnerischen Skizze in nichts nach; dient diese ebenfalls lediglich zur Speicherung von Informationen, um diese in einer Komposition umzusetzen. Der Umgang mit der Kompositionsfindung ist dabei abhängig von Vor- oder Leitbild. Als zweidimensionales Bild ist die Fotoskizze bereits eine Reduktion des Vorbilds. Sein Verständnis für die Tiefe der Körper bezieht Langer aus dem klassischen Modellzeichnen.

Je nach Möglichkeit nutzt Langer daher beides, was die Herangehensweise an das Bild, im Hinblick auf Nähe und Distanz, mitbestimmt. Auch dieses Verhältnis zum Modell – ob nun als Vor- oder Leitbild – bestimmt den Umgang mit der Kompositionsfindung. Die Erfahrung im Einsatz von Stift und Papier sowie das Arbeiten mit Farbe oder Ton, gestalten und erweitern den kompositorischen Möglichkeitsraum, in der Auseinandersetzung mit Bewegung als künstlerische Aufgabe und hinterlassen im Künstler-Sein ihre ganz eigenen Spuren.
© Gunter Langer


Gunter Langer, Acryl Malerei
Gunter Langer, Porträt Frau, Zeichnung

Bild 4: Gunter Langer, „Venus auf den Wolken“, Acryl auf Leinwand, 61 x 143,5 cm, 2022.
Im Flow der Erfahrung

Bild 5: Gunter Langer, „Ohne Titel (Frauenportät)“, Tusche auf Karton, 30 x 40 cm, 2018.

Die kreative Auseinandersetzung unterschiedlicher Aufgaben ist gerade deshalb reizvoll, weil Seins-Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen gemacht werden können. Für Langer ist die Erfahrung, welche sich – unter idealen Bedingungen – im Linienfluss ergibt, gleichwohl eine Flow-Erfahrung.

Hierbei entsteht bei der Auseinandersetzung einer kreativen Aufgabe eine Balance zwischen dem Schaffenden, dessen Konzentration sowie sein Bewusstsein für die Aufgabe. Diese Balance sorgt bei der Ausführung einer Tätigkeit für zunehmende Komplexität und Verstehen, und erschafft ein eigenes – in diesem Fall künstlerisches – System.

Wie der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi deutlich macht, ermöglicht diese Balance eine Flow-Erfahrung, indem in ihr ein optimaler Mittelweg, zwischen Überund Unterforderung der Aufgabe, gefunden wird. Langers Selbstbewusstsein, seine Linie so konsequent ziehen zu können, entspringt eben zahlreicher Flow Erfahrungen, die sein Dasein als Künstler nachhaltig prägten.

Als tägliche Praxis sind die Prozesse von Beobachten, Verinnerlichen und Schaffen für Langer unentbehrlich. Diese Prozesse lassen Langer die Lebendigkeit seines Künstler-Daseins spüren, welches sich in den Aufgaben widerspiegelt, und indem er täglich praktiziert, verbindet er sich mit der Welt und umgekehrt.

Der Antrieb Lösungen für seine Aufgaben zu finden, ist daher enorm. Diese Seins-Erfahrungen, die im Umgang mit dem Material gemacht werden, sind Langers künstlerische Auseinandersetzungen mit seiner Umwelt und diese dadurch mitzugestalten.
Das Zusammenfallen der Prozesse als Abbild

In diesen Auseinandersetzungen verschmilzt die Außenwelt mit Langers Verinnerlichung, die, durch emotionales Bewegt-Sein, ihre Äußerung in der künstlerischen Arbeit findet, welche als Abbild in die Welt kommt, um in ihrer Lebendigkeit mit dieser zu kommunizieren. Das Abbild als Kunstwerk visualisiert die ephemer-sichtbaren und unsichtbaren – körperlichen und geistigen – Bewegungen der Künstlerhandlung.

Im Abbild bleibt die Künstlerhandlung, sichtbar aber kodiert, erhalten und verkörpert sämtliche Übersetzungsprozesse sowie das emotionale Bewegt-Sein des Künstlers.

Die Linie, in Langers Arbeiten, gibt einen Pfad oder Fluss vor. Sie fängt den Blick ein, der, nunmehr der Linie folgend, nicht mehr frei auf dem Blatt agiert, da die Linie, in ihrer Entstehung, alle Freiheit für sich beanspruchte. Wir sind darauf angewiesen ihrer Regie zu folgen, um zu versuchen, die Bewegung – nicht nur die des Dargestellten, sondern auch des Künstlers – als Ganzes zu verstehen.

Die Linie dringt als Abbild all dieser Bewegungen in unsere Vorstellung und versinnbildlicht Gedanken über Begrenzungen und Freiheit. Damit ist im Spiel der Gegensätze das Kunstwerk nicht nur für den Künstler eine Seins-Erfahrung, sondern auch für uns, die die Abbilder bezeugen.
© Gunter Langer


Der abgelenkte Blick

Gunter Langer, Acryl Malerei

Ivo Krys

Venus, Göttin der Schönheit und gleichwohl aller Versuchungen, die nicht selten ins Übel stürzen. Jedoch ist der Sinn für Schönheit etwas anderes als das Begehren. Denn was ist nicht verführerisch, wenn es für einen nicht auch schön ist? Und doch müssen wir es nicht gleich begehren. Venus ist also auch Göttin von dem, was allgemein als Anziehungskraft bezeichnet wird. Sie fordert unsere Sinne – im Besonderen das Sehen. Im Zusammenwirken mit ihrem kleinen Spross, dem Amor-Knaben, soll in uns Menschen das Gefühl ausgelöst werden auf Wolken zu schweben und beschwingt auf ihnen zu tanzen.
Bis wir letztendlich gedankenverloren stolpern und fallen. Ist die Venus also eine Stolperfalle? Ja! Und eine besonders schöne noch dazu! In seinem Werk, Venus auf
den Wolken von 2022, deutet Gunter Langer genau diese Ambivalenz der Schönheit an und lenkt damit gleichzeitig die Überlegung auf den schönen Fehler, der in Abgrenzung zum Schönheitsfehler steht. In seinem Werk macht es den Anschein, als würde die Venus gedankenverloren, weil zutiefst abgelenkt, beim nächsten Schritt über ihre eigenen Füße stolpern, wobei sie genau auf uns, die Betrachtenden, zugeht.
Schreitet die Venus zwar auf uns zu, richtet sich ihr Blick jedoch nach unten,
aus dem Bild. Sie achtet nicht darauf, wohin sie geht, sie geht nur. In ihrer Bewegung erscheint ihre Lebendigkeit. Ihr lächeln bestätigt ihre Gefälligkeit in dem, was sie ansieht, uns aber verborgen bleibt.


Sieht sie eventuell zum Amor-Knaben hinunter, der neben ihr geht? Treibt er ein amüsantes Spiel, was für die Ablenkung sorgt? Um ihren Kopf, in farblicher Konkurrenz zum blauen Himmel stehend, fliegen rot-orangene Farbtupfer, die an kleine Flämmchen erinnern. Rot gilt als Farbe des Begehrens und der Versuchung. Dass die Farbtupfer also um das Zentrum der Gedanken, den Kopf, kreisen, lässt vermuten, die Venus ist von Begehren und Versuchung benommen. Ist die Venus, die so leichtfüßig auf den Wolken geht, einer Liebe verfallen, die sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt? Geht sie gar auf Wolke 7 spazieren? Was die Venus sieht (eventuell auch vor ihrem geistigen Auge) und dadurch unentwegt in Gedanken hat, scheint sie so abzulenken, dass sie nicht mehr gewillt ist, auf ihren nächsten Schritt zu achten, welcher wohl einen peinlichen Moment hervorrufen könnte. Doch ist im Bild alles in der Schwebe. Der Augenblick ist eingefroren: Eben jener Moment zwischen unbedachter Glückseligkeit und peinlich berührtem Gewahr-Werden der Unachtsamkeit.

Gut, dass auch uns dieser peinliche Moment erspart bleibt! Es lässt sich so zwar der schöne Fauxpas vorstellen, doch nur das Eingefroren-Sein verhindert, dass die Venus, die ja schon die Schwelle des Bildraums übertreten hat, letztendlich auf uns fällt. Sollte sie wirklich stolpern, würde sie uns in ihre Peinlichkeit hineinziehen. Und wollen wir das, in Anbetracht des Bildbetrachtens? Oder ist es nicht generell so, dass die Unachtsamkeit der Schönheit sich die ganze Zeit an uns Menschen abspielt und wir ständig ihre schönen Fehler durchlaufen und bereinigen müssen? Lassen wir die unachtsam- gedankenverlorene Venus doch einfach durch uns hindurchschreiten um zu sehen, was es mit uns anstellt. ¬


Malerei in rot und blau

Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Malerei
Gunter Langer,

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Gunter Langer, Weiblicher Akt, sitzend, Bleistiftzeichnung
Gunter Langer, Weiblicher Akt, kniend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Frau, liegend, Zeichnung
Gunter Langer, Akt Paar, stehend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Porträt Frau, sitzend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Akt Frau, sitzend, Bleistiftzeichnung
Gunter Langer, Akt Frau, sitzend, Bleistiftzeichnung
Gunter Langer, Porträt Frau, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Frau, liegend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Weiblicher Akt, liegend, Gouache Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Akt Frau, hockend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Akt Frau, stehend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Weiblicher Akt, sitzend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Wasserfarbe Bleistift

https://www.meisterdrucke.de/künstler/Gunter-Langer.html

Bereits als Kind und in seinem weiteren Leben hat die Darstellung des Menschen Gunter Langer begeistert. Emotionen in Linien zu übersetzen hat ihn fasziniert. Er begann mit Portraits und entdeckte später, dass der menschliche Körper ebenfalls Emotionen und Ausdruckskraft entwickeln kann. Um Bildkompositionen zu finden arbeitet Gunter Langer intensiv mit Menschen zusammen.

Sein Anspruch ist das Bildnis aus wenigen Linien aufzubauen, die nur einmal gezogen werden und dabei im einmaligen Prozess des Ziehens, den Linien Ausdruckskraft zu geben. Das ist der komplexe Prozess einer Abstraktion der Realität und die anschließende Transformation in einen einzigen Linienzug.

2007 kam Farbe dazu. In den Farbkompositionen seiner Vorbilder, wie Van Gogh, Klimt oder Beckmann, und in der Farbenlehre hat er seine Ziele ausgemacht.

Im zeichnerischen ist der Anspruch, mit einzelnen freistehenden Linien die untereinander korrespondieren und eine Harmonie besitzen mehr Ausdruckskraft zu erzeugen als es ein Foto kann. Der Farbauftrag soll das noch steigern. Für Gunter Langer ist das nicht die einfache Nachahmung der Natur, auch nicht das alleinige expressive Umwandeln der Natur in grobe Formen und Farben, sondern das Schaffen einer zusätzlichen Abstraktion der Emotionen mit deren Umsetzung die Ausdruckskraft tiefgreifend gesteigert wird. Winzige Biegungen in Konturen, Linien und Pinselstrichen bewirken diese emotionale Wirkung.


Zeichnen auf großem Format - eine Herausforderung

Gunter Langer, Paar, kniend, Kohlezeichnung
Gunter Langer, Frau, kniend, Kohlezeichnung
Gunter Langer, sitzend, Kohlezeichnung
Gunter Langer, Weiblicher Akt, kniend, Gouache Wasserfarbe Kohle
Gunter Langer, Frau, sitzend, Kohlezeichnung
Gunter Langer, Frau, sitzend, Kohlezeichnung

Das Zeichenbrett auf dem das Papier aufgelegt war, hatte eine Höhe von 110 cm. Gunter Langer konnte es nicht wie üblich frei im Sitzen halten, sondern musste es auf eine kleine Fußbank aufsetzen und mit der linken Hand halten. Jede Linie zeichnete er ohne abzusetzen, Auslassungen gab es nur bei Überschneidungen.


Farbkontrast: "Komplementäre Entropie der Farbe"

Gunter Langer, Akt Frau, sitzend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Porträt Frau, sitzend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Akt Paar, stehend, Acryl Malerei
Gunter Langer, Akt Paar, stehend, Acryl Malerei

Gunter Langer entwickelte einen neuen Farbkontrast, er ist unserem Alltag entnommen: im Supermarkt steht eine Verkäuferin im blaugrauen Kittel vor einem schreiend bunten Warenregal. Ein schönes Gesicht auf der Titelseite einer Zeitschrift kann ähnlich wirken, wenn es in bunter Werbung eingebettet ist.
Der Hintergrund besteht aus Farbflächen mit hoher Farbsättigung. Im Vordergrund sind komplementäre Farben vorhanden die weitestgehend durchmischt sind, so dass farbiges Grau entsteht.
Der Kontrast ist enorm bei dieser „Komplementäre Farbentropie“.


Enigmatischer Realismus

Gunter Langer, Frau, sitzend, Acryl Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Akt Frau, sitzend, Acryl Wasserfarbe Bleistift

Gunter Langer sieht sich philosophisch dem Konzept des sog. “Enigmatischen Realismus” verbunden.
Bilder sind physisch, materiell, das heisst „real“ (daher Realismus). Sie müssen aber von jedem Einzelnen nicht nur sinnlich, sondern auch ideell subjektiv erfahren werden, ansonsten sind sie für den Betrachter kein Kunsterlebnis, kein enigmatischer Realismus. Denn in diesem zweiten Aspekt jeder Kunstwerk-Erfahrung steckt die Erwartung des Besonderen und Außergewöhnlichen, etwas Ideales. Das Ideale verbindet sich mit der Wahrnehmung einer ausgesuchten Ästhetik, mit der Freude am Sinnlichen, aber läßt eben auch Raum für Ideen und etwas Rätselhaftes, das sich nie mit Worten wiedergeben läßt. Etwas bleibt für den Betrachter „enigmatisch“.

Christine Kunkler, LDX Artodrome Galerie

https://artodrome.de/
Galeriephilosophie


Gunter Langer – Maler und Grafiker

Er ist einer der wenigen, die noch zeichnen können. Und die Art, wie er den Stift führt, sucht ihresgleichen. Üblicherweise tasten sich Künstler beim Zeichnen mit vorsichtigen, kurzen Strichen an die optimale Linienführung heran. So wird es auch gelehrt. Gunter Langer arbeitet vollkommen anders. Er zieht seine Linien kräftig durch ohne abzusetzen, formt sie mit einem außergewöhnlichen Gespür für die Gestalt und den Ausdruck seines Motivs. Solcherart gezogene Linien können auch misslingen. Anfangs hat er dann das Blatt weggeworfen. Kompromisslos. Korrigieren kam nicht in Frage. Die Konsequenz dieser harten Haltung ist, dass viele gelungene Ansätze verlorengehen. Darum ist Gunter Langer inzwischen dazu übergegangen, bestimmte Arbeiten zu retten. Wenn er mit einer kleinen Korrektur zur gewünschten Gestalt kommen kann, dann legt er noch einmal Hand an. Er weiß: Kreativität ist ein Geschenk, mit dem man sorgsam umgehen muss. Denn an manchen Tagen läuft es überhaupt nicht und es ist wie verhext. Kaum eine Linie will gelingen. Aber selbst dann wirft er nicht gleich alles weg. Was nicht zu retten ist, legt er sich als warnendes Beispiel hin und versucht es auf Neue. Aber es gibt auch die guten Tage. Dann entstehen Arbeiten, die mit wenigen Linien eine große Ausdruckskraft entfalten. Was er dann mit scheinbarer Leichtigkeit in minutenschnelle aufs Papier zaubert, ist das Ergebnis jahrelanger Übung und eines außergewöhnlichen Talents.

Jürgen Magister


Das Hegenbarth-Gen

Gunter Langer, Karikatur, Gouache Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Karikatur, stehend, Gouache Wasserfarbe Bleistift

„Deine Geschicklichkeit hast du von den Hegenbarths.“ Langer, der entfernt verwandt ist mit dem Maler Josef Hegenbarth, hat diesen Satz oft in seiner Kindheit gehört. Seine Großmutter, die nicht aus der Linie des Altmeisters stammte, lobte ihn so, wenn sie ihn beim Zeichnen beobachtete. Gunter Langer wusste damals nicht, was sie damit meinte. Später wurde es ihm klar, denn in der Verwandtschaft wird erzählt, dass Josef Hegenbarth auch außerhalb des Ateliers immerzu mit einem Zeichenstift hantierte. Er hatte die Gewohnheit, auf sämtliche verfügbaren Zeitungsränder mit wenigen raschen Linien lebendige Tierfiguren zu zaubern. Es war jene Art zu zeichnen, die auch Gunter Langer intuitiv für sich entdeckte hatte. Ohne sein „Hegenbarth-Gen“ wäre er nie so weit gekommen, glaubt der Künstler.
Der Rest ist Arbeit. Die Fähigkeit, mit einem Zug die richtige Linie zu treffen, erfordert ständiges Training, sonst verschwindet sie. Langer vergleicht sich mit Musikern, die täglich üben müssen, wenn sie ihre Virtuosität erhalten wollen. Und er zitiert den weltberühmten Geiger Igor Oistrach, Sohn und Schüler des legendären David Oistrach: „Wenn ich einen Tag nicht übe, bemerkt es mein Vater. Wenn ich zwei Tage nicht übe, bemerke ich es selbst. Und wenn ich eine Woche lang nicht übe, bemerkt es das Publikum.“ Damit er vor dem Publikum und vor allem vor sich selbst bestehen kann, bekritzelt Gunter Langer viel Papier, wenn es sein muss auch Zeitungsränder…

Jürgen Magister


Farben - eine neue Dimension

Gunter Langer, Porträt Frau, Gouache Wasserfarbe Bleistift
Gunter Langer, Akt Frau, stehend, Gouache Wasserfarbe Bleistift

Gunter Langer hat den Einsatz von Farben lange gescheut. Als er 2007 damit begann, war er längst ein gestandener Grafiker. Die Geheimnisse des neuen Mediums, seine unendlichen Möglichkeiten zogen ihn rasch in ihren Bann. Seitdem erforscht er mit leidenschaftlicher Neugier das Zusammenspiel der Farben. Dabei holt er sich Anregungen aus allen Epochen der Malerei. Goya zum Beispiel hat es ihm angetan. „Allein wie der Altmeister Hauttöne gemalt hat, das ist heute noch faszinierend und äußerst lehrreich." Er holt die längst vergessene Farbkompositionslehre der Dresdner Schule wieder ans Tageslicht, experimentiert mit unterschiedlichsten Techniken und Materialien. Langer sucht permanent nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten, will immer wieder überraschen. „Mein Ziel ist nicht, einen Personalstil zu entwickeln. Ich glaube, das bedeutet Stillstand“, bekennt er. So fügt er seinem grafischen Talent immer neue Dimensionen hinzu

Jürgen Magister


Sophie

Gunter Langer, Porträt Frau, Acryl Malerei

„Sophie“ - eine der ersten farbigen Arbeiten Gunter Langers in Acryl. An diesem Porträt aus dem Jahre 2010 hängt das Herz des Künstlers besonders. Als sich eines Tages während einer Ausstellung ein Kaufinteressent meldete, lehnte er einen Verkauf spontan ab. Er wollte das Bild nicht hergeben. Doch der Kunde, ein New Yorker Kunstliebhaber, ließ nicht locker. Nachdem Gunter Langer schweren Herzens in den Verkauf eingewilligt hatte, lud ihn der Sammler ein, ihn in New York zu besuchen. Was der Künstler dort sah, tröstete ihn über den Verlust hinweg, denn er fand seine „Sophie“ in bester Gesellschaft - neben Werken von Picasso, Kokoschka und Feininger.

Jürgen Magister


Stilles Wesen – Verwandlung im Schwarzlicht

Gunter Langer, Akt Frau, stehend, Fluoreszierende nachleuchtende Acrylmalerei

„Dieser Akt war anfangs ein Horrortrip“, erinnert sich Gunter Langer. Er hatte die Idee, ein Bild zu malen, das dreifach bestehen kann: bei Tageslicht, unter UV-Licht und beim Nachleuchten in völliger Dunkelheit. Das Problem ist, dass sich die Farben mit dem Licht ändern. Titanweiß zum Beispiel wird unter UV-Licht schwarz. Das heißt, weiß gemalte Aufhellungen, die dem Bild bei Tageslicht Leuchtkraft geben, werden unter UV-Licht zu hässlichen schwarzen Flecken. Korrigierte Langer nun das Bild unter UV-Licht, verdarb er damit das Tageslichtbild. Und korrigierte er wiederum dies, zerstörte er damit erneut das UV-Bild. „Was schief gehen konnte, ging schief. Und es wurde immer schlimmer, bis ich geschnallt habe, wie es geht.“ Jetzt ist das Werk nicht nur ein attraktiver weiblicher Akt. Auch seine technische Präsentation unter wechselndem Licht ist in Ausstellungen ein Highlight

Jürgen Magister


Morgentau

Gunter Langer, Akt Frau, stehend, Gouache

„Morgentau“ ist für eine Ausstellung unter dem Titel „Der Reiz der Grazien“ entstanden. Der Kurator wünschte sich große Formate. Eine neue Herausforderung für Gunter Langer, denn mit der Größe des Bildes steigt die Schwierigkeit seiner besonderen Technik, Linien in einem einzigen Zuge auszuformen. Der Umstieg auf ein großes Format war für ihn wie die Aufforderung an einen Geiger, nun plötzlich Kontrabass zu spielen. Gunter Langer ging das Wagnis ein. Das Ergebnis überzeugt. Mit der ihm eigenen raumgreifenden Linienführung ist ihm der Akt einer selbstbewussten Frau von prickelnder Erotik gelungen. Die Wirkung verstärkt der Künstler durch den Einsatz von Gouachefarben. Sie hauchen der Figur Leben ein und verleihen dem Werk eine dreidimensionale Tiefe.

Jürgen Magister


Zeichnen im Großformat – eine künstlerische Herausforderung

Gunter Langer, Akt Frau, sitzend, Gouache Wasserfarbe Bleistift

Für großformatige Gemälde gibt es viele berühmte Beispiele: Die „Sixtinische Madonna“ von Raffael, das „Kriegstryptichon“ von Otto Dix oder „Guernica“ von Pablo Picasso. Zeichnungen aber sind selten größer als etwa A3-Format.
Das Problem ist die Perspektive. Der Abstand des Grafikers zum Blatt ist beim Zeichnen durch seine Armlänge begrenzt. Je größer das Format, umso schwieriger ist es, das Blatt zu überblicken. „Man kann die Proportionen des Motivs nicht mehr mit einem Blick erfassen. Es ist schwer, die Formen in den richtigen Zusammenhang zu bringen“, sagt Gunter Langer.
Dennoch arbeitet er schon seit 2007 an Grafiken, die etwa A2 Format haben und neuerdings zeichnet er sogar Blätter in A1-Größe. Er könnte es sich leichtmachen und auf die gebräuchlichen Hilfsmittel zurückgreifen, die Künstler vor allem für großformatige Gemälde nutzen: Sie zeichnen ihr Motiv zuerst im kleinen Format und übertragen es dann in eine größere Dimension. Dazu werden teils Gitterlinien zu Hilfe genommen, heutzutage wird das Motiv meist auf die Leinwand projiziert und nachgezeichnet.
Das lehnt Gunter Langer für Grafiken ab. „Lebendig wird eine Zeichnung nur, wenn man die Linien frei zieht, wenn man dabei seiner Eingebung folgt. Zieht man nur Konturen nach, ist man darin gefangen. Die Linien sind tot und letztlich die gesamte Zeichnung.“ Daher stellt sich Gunter Langer der Herausforderung, sein Motiv auch auf einem großen Blatt freihändig zu gestalten.

Jürgen Magister